Die folgenden Ausführungen stützen sich auf das Buch „Leitsymptome bei Meerschweinchen, Chinchilla und Degu“, 2., überarbeitete Auflage von A. Ewringmann, B. Glöckner.
Demnach kann bei der Ausbildung von Katarakten (= grauer Star, Linsentrübung) vor allem nach metabolisch und erblich bedingten, osmotischen und senilen Katarakten unterschieden werden. Die Pupille wirkt durch die Linsentrübung milchig bzw. zeigt sich ein weißer Fleck in der Mitte (siehe Foto).
Schon längere Zeit gibt es die Erfahrung, dass bei der Linsentrübung zwei Krankheitsverläufe auftreten. Viele Tiere erreichen trotz Linsentrübung ein hohes Alter, sie kommen mit der Linsentrübung in der Regel erstaunlich gut klar und haben keine Probleme mit der Erkrankung. Jedoch gibt es leider auch einen relativ akuten Krankheitsverlauf. Diese Degus sterben oft innerhalb von wenigen Wochen oder Monaten nach dem sichtbaren Auftreten der Linsentrübung - Ursache ist hier jedoch nicht die Linsentrübung, sondern die Erkrankung, die dieser zugrunde liegt. Ist zirka das erste halbe Jahr nach der offen ersichtlichen Erkrankung gut überstanden, haben die meisten Degus eine normale Lebenserwartung. Glücklicherweise ist der akute Krankheitsverlauf deutlich seltener zu beobachten.
Diabetischer Katarakt
Die Linsentrübung des Auges kann Folge der Zuckerkrankheit sein, wie es auch bei erkrankten Menschen bekannt ist. Degus gelten insbesondere der alten Literatur nach für relativ anfällig. Diabetes mellitus beruht auf einem Insulinmangel. Insulin ist ein Hormon, welches zusammen mit einem weiteren Hormon (dem Glukagon) die Aufgabe hat, den Blutzuckerspiegel auf einem bestimmten Niveau zu halten. Ursache für den Insulinmangel ist häufig das Unvermögen der Bauchspeicheldrüse bzw. deren Inselorgan, eine ausreichende Menge von Insulin zu produzieren. Weiterhin ist eine unzureichende Verwertung des Insulins durch das Gewebe möglich. Dadurch kann nicht genügend Zucker (Glukose) aus dem Blut entfernt werden, der Blutzuckerspiegel steigt. Über mögliche Folgen von Diabetes könnt Ihr Euch ganz allgemein erkundigen, in Bezug auf die Erkrankung bei Degus sind leider kaum Aufzeichnungen bzw. genaue Schilderungen bekannt. Es gab vereinzelte Versuche, Degus zu behandeln, die jedoch keine besonderen Erfolge zeigten.
Ein gesicherter Nachweis eines erhöhten Blutzuckerspiegels ist beim Degu leider nicht ganz einfach. Zum einen ist die Abnahme einer ausreichend großen Menge Blut schwierig, zum anderen neigen Degus dazu, bei Stress massiv Zucker auszuschütten, so dass ggf. ein erhöhter Blutzuckerspiegel diagnostiziert wird, jedoch gar keine „echte“ Zuckerkrankheit dahintersteckt. Neben der Abnahme von Blut kann auch ein Urintest mittels Teststreifen durchgeführt werden. Auch hier ist zu beachten, dass die Anzeige von Zucker im Urin nicht zwingend auf eine entsprechende Erkrankung hinweist, sondern stressbedingt sein kann. Zeigt der Teststreifen jedoch keinen Zucker an, so kann man sich auf dieses Ergebnis auch verlassen. In der Praxis hat es sich bewährt, einen solchen Test ganz in Ruhe daheim durchzuführen, indem man den Degu z.B. in eine Kunststoffbox ohne Einstreu mit vielen Leckerlies setzt, die Box mit einem Tuch abdunkelt und solange abwartet, bis Urin abgesetzt wurde. Meist sind die Tiere dabei sehr entspannt und wenn dann der Test auf Zucker negativ ist, kann man aufatmen.
Bezüglich der Ursache der Zuckerkrankheit bei Degus werden drei Punkte und ihr Zusammenspiel diskutiert:
Sicher ist, dass die besondere Anfälligkeit für Zuckerkrankheit vererbt werden kann. Deshalb sollte man gerade mit erkrankten Tieren erst recht nicht züchten. Mehr zum Thema Zucht ganz allgemein unter ⇒ "Gedanken zur Deguzucht"
Außerdem stehen zuckerhaltige Leckerlis (Rosinen, Drops o.ä.) und Obst im Verdacht die Zuckerkrankheit zu begünstigen. Natürlich ist Fruchtzucker auch in Gemüse wie z.B. Karotten enthalten - jedoch in den meisten Fällen in geringerem Anteil. Deshalb wird empfohlen, den Tieren lieber mehr Gemüse und stark zellulosehaltiges Futter (vor allem Wiesenfutter, frische Blätter und Heu) zu reichen. Auch sollte das Futter möglichst kein Getreide und nur wenig Mehlsaaten enthalten.
Als letzter Punkt soll fetthaltiges Futter bzw. Bewegungsmangel eine Rolle spielen. Falsch ernährte bzw. gehaltene Degus können durchaus übergewichtig sein. Auch dies ist zu vermeiden, denn Übergewicht gilt bei Degus wie beim Menschen als weiterer Risikofaktor, an Diabetes zu erkranken.
Osmotischer Katarakt
Neben einer Linsentrübung aufgrund Diabetes wird in der Fachliteratur auch der so genannte "osmotische Katarakt" bei Degus beschrieben. Auch hier wird die Linse wie auf dem Bild trüb, die Tiere erblinden oft nicht vollkommen. Diese Linsentrübung tritt allerdings auch bei normalen Blutzuckerwerten oder nur leicht erhöhten Werten auf. Als Begründung wird nach A. Ewrigmann, B. Glöckner (s.o.) ein auffallend hoher Aldose-Reduktase-Gehalt (Aldosereduktase ist ein Enzym, welches u.a. im Linsenepithel zu finden ist) der Linse angegeben, welcher für einen außergewöhnlich schnellen Stoffwechsel von Glukose und Galaktose in osmotisch wirksame Polyole verantwortlich ist.
Eine erfolgreiche Behandlungsmethode ist bisher nicht bekannt. Betroffene Tiere können meist nur noch Licht und Schatten erkennen, sind dadurch jedoch normalerweise nicht sehr eingeschränkt und gewöhnen sich daran recht schnell.
Altersbedingter Katarakt
Dieser entsteht durch degenerative Veränderungen der Linse.
Mehr zum Thema Linsentrübungen findet Ihr auch beim Thema ⇒ Augenerkrankungen, denn Linsentrübung bzw. Augentrübungen können auch andere Ursachen haben!